2024 wird nicht nur das 75-jährige Jubiläum der Lkw-Produktion bei DAF (1949–2024) gefeiert, auch die über 50-jährige Partnerschaft mit dem österreichischen DAF-Handelspartner Tschann liefert einen Grund für einen emotionalen Vergleich von zwei DAFMeilensteinen, die in ihrer jeweiligen Zeit Maßstäbe gesetzt haben: zum einen der DAF XG+ 530 FT aus dem Jahr 2024 mit dem aktuell größten Fahrerhausvolumen von 12,5 m3 und zum anderen der komplett durch die Firma Tschann restaurierte DAF 3600 ATi aus dem Jahr 1987, der schon damals das größte und komfortabelste Fahrerhaus
am Markt besaß.
Fernverkehr in den 1980er-Jahren
Fernverkehr – das bedeutete in den 1980er-Jahren wochenlange Touren in den Irak, in den Iran, nach Afghanistan, nach Saudi-Arabien oder sogar bis nach Karachi in Pakistan. Weitab von einem Service-Netzwerk waren die Fahrer, die meist im Konvoi unterwegs waren, auf die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge und eine gute Betreuung durch die Heimatwerkstatt angewiesen. DAF-Baureihen 2800, 3300 und 3600 sind daher eng mit der Firmengeschichte von Tschann verbunden.
Im April 2021 begann im Rahmen eines Auszubildenden-Projekts die vollständige Restaurierung des Fahrzeugs mit der Zerlegung in alle Einzelteile. Was brauchbar war, wurde Schritt für Schritt aufbereitet. Andere Teile mussten komplett neu angefertigt werden oder es wurden Original-DAF-Ersatzteile verwendet. Das „Tüpfelchen auf dem i“ steuerte Sales Engineer Uwe Müller von DAF Trucks Deutschland bei, der als langjähriger Mitarbeiter in seinem Fundus noch einen Original-Beschriftungssatz für den 3600 ATi hatte.
Nachdem alle Teile beisammen waren, konnte der Wiederaufbau beginnen. Am 4. Mai 2022 wurde die „Hochzeit“ von Fahrgestell und Fahrerhaus gefeiert, und wenige Wochen später war das Fahrzeug fertiggestellt und konnte als voll betriebsfähiger Oldtimer zugelassen werden. Die neue Lackierung entspricht dem ursprünglichen Werks-Auslieferungszustand mit weißem Fahrerhaus, beigen Rahmen und schwarzen Felgen. Insgesamt wurden an die 2.000 Arbeitsstunden in die Aufarbeitung investiert. Die Kosten liegen damit in einer Größenordnung wie für einen neuen XG+.
Einige technische Daten des DAF 3600 ATi Space Cab vom Typ FT 3605DKZ350 aus dem Jahr 1987: Der Lkw besitzt einen 11,6-Liter-DAF-Dieselmotor 1160 DKZ mit 6 Zylindern und 274 kW (373 PS, die damals stärkste Motorisierung) sowie ein synchronisiertes 16-Gang-ZF-Doppel-H-Handschaltgetriebe. Mit einem Radstand von 3,50 m bringt er ein Leergewicht von 7 t auf die Waage.
Im Vergleich die technischen Daten des DAF XG+ 530 FT 4×2: Die Sattelzugmaschine besitzt einen MX13-DAF-Dieselmotor mit 6 Zylindern und 390 kW (530 PS) sowie ein 12-Gang-TraXon-Getriebe und hat einen Radstand von 4,0 Meter.
Der DAF XG+ aus dem Jahre 2024, der dem Oldie hier gegenübergestellt wird, ist das Top-Modell der neuen DAF-Generation. Er dokumentiert, wo sich die Entwicklung von Lkw und Sattelzugmaschinen in den letzten fast 37 Jahren, die zwischen den beiden Fahrzeugen liegen, hinbewegt hat.
Ende 2020 traten seitens der Europäischen Union die neuen Vorschriften für die Maße und Gewichte von Lkw in Kraft. DAF war mit der Vorstellung der Baureihen der neuen Generation DAF – XF, XG und XG+ – im Jahr 2021 der erste europäische Lkw-Hersteller, der die Vorgaben voll ausgenutzt und in Form der neuen Baureihen auf die Straßen gebracht hat.