Bei Daimler Truck stehen auf der IAA Transportation 2024 in Hannover die Themen Dekarbonisierung und Digitalisierung im Fokus. Das Messe-Highlight von Daimler Truck ist der batterie-elektrische Lkw Mercedes-Benz eActros 600.
Mit seinem neuen E-Flaggschiff will der Hersteller den Lkw-Fernverkehr dekarbonisieren. Die hohe Batteriekapazität von über 600 Kilowattstunden sowie eine neue, effiziente elektrische Antriebsachse aus eigener Entwicklung, ermöglichen eine Reichweite des eActros 600 von 500 Kilometern ohne Zwischenladen. Diese Reichweite wird unter sehr realistischen, praxisnahen Bedingungen mit 40 Tonnen Gesamtzuggewicht erreicht und kann je nach Fahrweise und Strecke auch deutlich übertroffen werden. Der eActros 600 wird am Tag sogar weit über 1.000 Kilometer zurücklegen können. Zwischenladen während der gesetzlich vorgeschriebenen Fahrerpausen – selbst ohne Megawattladen – macht dies möglich, sofern die Lademöglichkeiten vorhanden sind.
Serienstart des eActros 600 im November 2024
Der Serienstart des eActros 600 findet Ende November diesen Jahres im Mercedes-Benz Werk Wörth statt. Noch 2024 sollen erste Kundenfahrzeuge des eActros 600 gefertigt und zugelassen werden. Auch die Daimler Truck Werke Mannheim, Kassel und Gaggenau spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie liefern die für den batterieelektrischen Antrieb notwendigen Komponenten des eActros 600, wie die E-Achse, Getriebekomponenten sowie die Frontbox, welche zahlreiche Hochvolt- und Niederspannungs-komponenten bündelt und im ehemaligen Bauraum des Verbrennungsmotors sitzt.
Martin Daum, CEO Daimler Truck: „Wir haben unsere Vision für den nachhaltigen Transport der Zukunft schon vor Jahren vorgestellt. Die IAA Transportation 2024 steht für uns nun ganz klar im Zeichen der Umsetzung. Wir liefern batterie-elektrische Serienfahrzeuge in den Mengen, die unsere Kunden nachfragen.“
Karin Rådström: „Unser eActros 600 ist eine starke Alternative zu einem Diesel-Lkw – dank seiner Reichweite von 500 Kilometern mit einer Batterieaufladung. Mit seiner sehr hohen Energieeffizienz wird der eActros 600 für Flottenbetreiber zudem profitabel sein. Nun ist es unerlässlich, dass Politik, Energiebranche und Industrie gemeinsam den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur voranbringen.“
Daimler Truck hat seit Verkaufsstart Ende letzten Jahres bereits 2.000 Bestellungen für den eActros 600 verzeichnet und auch die Absichtserklärungen liegen im vierstelligen Bereich.
Neue Marke: TruckCharge
Um die E-Mobilität für seine Kunden über den Kauf von Elektro-Lkw hinaus einfach und profitabel zu machen, lanciert Daimler Truck zum Start der IAA die neue Marke TruckCharge in Europa. Unter dem Namen fasst das Unternehmen seine Angebote rund um E-Infrastruktur und das Laden von Elektro-Lkw zusammen, d.h. Beratung und Infrastruktur sowie Betrieb des elektrifizierten Depots für Spediteure aber auch Industrieunternehmen. Teil des Angebots sind unter anderem das Fleetboard Charge Management, das einen ganzheitlichen Überblick über alle Interaktionen zwischen den batterieelektrisch betriebenen Lkw im Fuhrpark und den firmeneigenen Ladestationen ermöglicht, die Charging Card, die das bargeldlose Laden unterwegs erlaubt sowie die Finanzierung der Ladeinfrastruktur.
Mit- und Selbstfahrmöglichkeiten
Der IAA-Stand von Mercedes-Benz Trucks und FUSO befindet sich in Halle 19/20. Mit- und Selbstfahrmöglichkeiten beginnen am Stand und die Fahrten finden zum Teil auf dem Außengelände der Messe sowie auf öffentlichen Straßen statt. Weitere IAA-Highlights von Daimler Truck sind der FUSO Next Generation eCanter als vollelektrisches Abfallsammelfahrzeug, der Mercedes-Benz GenH2 Truck mit wasserstoffbetriebener Brennstoffzelle, der neue Mercedes-Benz Actros L mit verbesserter Aerodynamik als Messepremiere, der neue batterie-elektrische Stadtbus Mercedes-Benz eCitaro K mit kürzerem Radstand als Weltpremiere und der neue Mercedes-Benz Tourismo Safety Coach als Publikumspremiere.
Dem gemeinsamen Auftritt von Martin Daum und Karin Rådström zum Start der IAA Transportation kommt eine besondere Bedeutung zu. Wie das Unternehmen Anfang September mitteilte, hat der Aufsichtsrat der Daimler Truck Holding AG Karin Rådström zum 1. Oktober 2024 zur neuen Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens ernannt und sie wird in dieser Funktion bis 31. Januar 2029 bestellt. Sie tritt die Nachfolge von Martin Daum an, der am 30. September 2024 als Vorstandsvorsitzender zurücktritt und den Weg für das nächste Kapitel der Transformation des Konzerns ebnet.
Softwaredefinierte Nutzfahrzeuge
Die neuesten Lkw-Generationen, wie beispielsweise der eActros 600 und der Actros L, verfügen bereits über eine verbesserte Mechatronik-Architektur. Mit dieser können Daten bis zu 20-mal schneller als bisher verarbeitet werden. Das ermöglicht neben erweiterten Funktionen bei den neuesten Sicherheitssystemen wie dem Active Brake Assist 6 oder dem Active Sideguard Assist 2 auch verbesserten Fahrerkomfort und Konnektivität. Dazu gehört beispielsweise auch das Multimedia Cockpit Interactive 2 oder die Connected Traffic Warnings-Funktion, die Gefahrenwarnungen erkennen und an die Fahrzeuge in naher Umgebung weitergeben kann. Viele dieser Funktionen können zukünftig „over-the-air“ – also ohne Werkstattaufenthalt – im Lkw aktiviert werden. Um in Zukunft das volle Potential von Software zu nutzen, wird es notwendig sein, die Anzahl an dezentralen Steuergeräten mit ihren unterschiedlichen Betriebssystemen zu reduzieren und die Mechatronik-Architektur von Grund auf neu zu definieren. Dahingehend hat Daimler Truck-Technologievorstand Andreas Gorbach die Unternehmensvision für hochintelligente, softwaredefinierte Nutzfahrzeuge mit einem Zeithorizont von etwa zehn Jahren vorgestellt. Diese kommende Technologierevolution soll bei Daimler Truck über Fahrzeugmarken und Antriebsformen übergreifend im Konzern umgesetzt werden.
Andreas Gorbach: „Die Zukunft des Lkw ist emissionsfrei und basiert auf Software. Deshalb denken wir unsere Fahrzeugarchitektur neu und wollen gemeinsam mit der Volvo Group einen Industriestandard entwickeln: eine schlanke und hochleistungsfähige Architektur mit dazugehörigem Betriebssystem. Damit legen wir den Grundstein für softwaredefinierte Nutzfahrzeuge, die unseren Kunden ein nie dagewesenes Maß an Sicherheit, Komfort und Effizienz bieten können. Nach vielen evolutionären Schritten machen wir damit schon bald einen revolutionären Sprung – und schreiben den Code für die Zukunft des Lkw.“
Neue Möglichkeiten
Softwaredefinierte Fahrzeuge sollen zukünftig maßgeschneiderte Applikationen sowohl von Daimler Truck, als auch von Kunden und Drittanbietern mit neuen Funktionalitäten für Lkw und Busse bieten. So ist es denkbar, dass das Fahrzeug den Fahrer und weitere Verkehrsteilnehmer noch besser schützt, in dem es Gefahren erkennt weit bevor menschliche Sinne dies können. Darüber hinaus könnte der Lkw der Zukunft Administrations- und Dokumentationsaufgaben übernehmen, in dem er zum Beispiel Fracht- und Auftragspapiere automatisch digital übermittelt oder einen Parkplatz samt Ladestation und Duschkabine reserviert und das Lieblingsessen des Fahrers vorbestellt. Denkbar ist auch, dass die Fahrer beispielsweise abends während der Ruhezeit über entsprechende Applikationen virtuell an den heimischen Esstisch gelangen, auch wenn sie sich physisch in der Fahrzeugkabine befinden. Für die Logistikunternehmen könnte der softwaredefinierte Lkw zukünftig ein aktiver Geschäftspartner werden, denn durch leistungsstarke Rechenpower können große Datenmengen – wie z.B. zu Topografie, Verkehr oder aktuelle Strom- und Wasserstoffpreise auf einer Route – in Echtzeit im Fahrzeug verarbeitet und „over-the-air“ analysiert werden. So kann der Betrieb der Fahrzeuge permanent optimiert werden.
Konkret soll das Joint Venture von Daimler Truck und der Volvo Group die zentralen, leistungsstarken Rechner spezifizieren und beschaffen, die in Zukunft in den Fahrzeugen verbaut werden und große Datenmengen verarbeiten können. Zudem soll das Joint Venture das Betriebssystem und die Programmierplattform entwickeln, auf deren Basis die differenzierenden Kundenapplikationen entwickelt werden können. Außerdem werden in Zukunft Software- und Hardware-Entwicklungszyklen entkoppelt und damit auch nach dem Kauf von Fahrzeugen das Aufspielen und die Aktualisierung von weiteren digitalen Angeboten „over-the air” möglich sein. So bleiben für die Kunden ihre Fahrzeuge über lange Zeit auf dem neuesten Stand.
FUSO: Next Generation eCanter
Der vollelektrische Next Generation eCanter von FUSO wird in verschiedenen Aufbauvarianten auf der IAA in Hannover präsentiert. Als Abfallsammelfahrzeug mit 8,55 Tonnen zulässiger Gesamtmasse hat der Next Generation eCanter einen Aufbau der Firma Kaoussis mit automatisierter Behälteranhebung und -schüttung, integriertem Behälterwaschsystem und einer Trommelkapazität von 4 Kubikmeter.
FUSO zeigt zudem auf dem IAA-Messestand einen weiteren Next Generation eCanter mit 8,55 t und 4.450 mm Radstand mit Kofferaufbau und den neuesten Sicherheits- und Komfortfeatures. Hierzu gehören unter anderem der Active Brake Assist 6, das Blind Spot Information System (BSIS), der Intelligent Speed Assistant sowie der Attention Assist.
Wasserstoffbasierte Antriebe
Ergänzend zu rein batterie-elektrischen Lkw können wasserstoffbasierte Antriebe aus Sicht von Daimler Truck insbesondere für sehr flexible und besonders anspruchsvolle Anwendungen im Schwerlast- und Fernverkehr eine geeignete Lösung sein. So steht mit dem Mercedes-Benz GenH2 Truck ein Lkw auf der IAA Transportation, der im vergangenen Jahr als für öffentliche Straßen zugelassener Prototyp eine Strecke von 1.047 Kilometern quer durch Deutschland mit nur einer Tankfüllung Flüssigwasserstoff unter realen Bedingungen zurückgelegt hat. Vor kurzem hat Daimler Truck die kundennahe Erprobung von fünf Mercedes-Benz GenH2 Trucks gestartet.
Martin Daum: „In den letzten Jahren haben wir mit unserem breiten E-Truck und E-Bus-Serienportfolio sowie dem Mercedes-Benz GenH2 Truck und diversen Partnerschaften gezeigt, dass wir mit unserer Doppelstrategie, das heißt mit Antrieben auf Basis von Batterien und Wasserstoff, auf dem richtigen Weg sind. Beide Technologien haben ihre Berechtigung und unsere Kunden werden beide Technologien benötigen. Daher brauchen wir gerade bei wasserstoffbasierten Antrieben jetzt noch mehr Momentum von Politik und Energieunternehmen, um neben den Fahrzeugen auch die entsprechende Infrastruktur und Kostenparität für unsere Kunden zu etablieren.“
Messepremiere: Actros L mit futuristischem Design
Mit dem neuen Actros L, der auf der IAA Transportation seine Messepremiere feiert, zeigt Mercedes-Benz Trucks, dass auch konventionell angetriebene Lkw weiterentwickelt werden. Der Actros L zeichnet sich durch sein futuristisches Fahrzeugdesign, optimierte Aerodynamik, viele Komfort-Features, sparsame Motoren, hohe Fahrdynamik und neueste Assistenzsysteme aus. Die längere Frontpartie und weitere aerodynamische Maßnahmen führen zu einer Kraftstoffeinsparung von bis zu 3 Prozent.
Der für einige Modelle jetzt verfügbare optimierter Antriebsstrang bestehend aus Getriebe G291-12 und Hinterachse RAR 2.278d sorgt nicht nur für ein spürbar verbessertes Fahrgefühl, insbesondere beim Beschleunigen an Steigungen, und eine niedrigere Rangiergeschwindigkeit, sondern auch für eine leisere und angenehmere Fahrt dank reduzierter Marschdrehzahl bei 80km/h. Er trägt zudem dazu bei, den Kraftstoffverbrauch weiter zu senken.
Batterie-elektrischer eCitaro K als Weltpremiere
Daimler Buses stellt auf der IAA Transportation den eCitaro K vor. Mit seinem um rund 1,5 Meter verkürzten Radstand ist er für Einsätze geeignet, bei denen ein Mehr an Handlichkeit von Vorteil ist. Aber auch sonntags, zu Tagesrandzeiten oder als Verstärker zur Hauptverkehrszeit spielt der kompakte eCitaro K seine Vorzüge aus. Mit seiner Kapazität von bis zu 84 Fahrgästen ist er jedoch auch für größere Beförderungsaufgaben gerüstet. Der Stadtbus ist mit mindestens vier und maximal sechs Batteriepaketen erhältlich. Mit der Maximalbestückung gewährleistet der eCitaro K bei günstigen Bedingungen eine Reichweite von mehr als 300 Kilometer – und das über die gesamte Batterielebensdauer. Zudem feiert der Mercedes-Benz Tourismo Safety Coach seine Publikumspremiere. Mit einem Safety Coach zeigt Daimler Buses traditionell den jeweils aktuellen Stand der Sicherheitstechnik. Zudem wird ein Vertreter der neuen Überlandbus-Generation Setra MultiClass LE gezeigt.