Auch im vergangenen Jahr war auf deutschen Straßen wieder ein hohes Unfallaufkommen mit Transportern zu verzeichnen. Die Ursachen waren überhöhte Geschwindigkeit, zu dichtes Auffahren auf den Vordermann sowie Unfälle durch mangelhafte Ladungssicherung. Darüber hinaus verunglückten auch viele Fahrer beim Ein- und Aussteigen oder beim Be- und Entladen des Fahrzeugs. Welche Maßnahmen getroffen werden können, um solche Unfälle zu reduzieren, wird in diesem Beitrag beschrieben.
Den Fahrer unterstützen
Fahrassistenzsysteme können die Verkehrssicherheit erhöhen, indem sie den Fahrer entlasten. Hierzu zählen zum Beispiel Anti-Schlupf-Regelung, Notbremsassistent, Spurhalte- und Totwinkelassistent. Sie unterstützen aktiv den Fahrer, indem sie eine Notbremsung einleiten, die Spur halten oder den toten Winkel überwachen. Ebenso haben sich Rückfahrkameras in der Praxis bewährt, denn sie ermöglichen Rückwärtsfahren ohne Gefahr. Nicht zu unterschätzen ist der „Geschwindigkeitsbegrenzer 120 km/h“, der auch Wartungskosten und Kraftstoffverbrauch senkt.
Sicher ein- und aussteigen
Sturzunfälle beim Herausspringen aus der Fahrerkabine enden oft mit Frakturen. Besonders bei Auslieferungsfahrten, wo der Fahrer häufig ein- und aussteigen muss, zeigt sich, ob der Kabineneinstieg ergonomisch und sicher gestaltet ist. Zu einem sicheren Einstieg gehören neben großflächigen und rutschhemmenden Auftritten auch gut erreichbare Haltegriffe. Speziell für Paketzusteller werden zusätzliche Heckstufen, die es in starrer oder ausziehbarer Ausführung gibt, empfohlen.
Schutz für das Fahrpersonal
Bei einer plötzlichen Vollbremsung schützt eine Trennwand zwischen Fahrerkabine und Laderaum das Fahrpersonal vor der Ladung. Bei Transportern mit Kastenaufbau (ab Herstellungsdatum 11-2011) muss die Trennwand die Mindestanforderungen nach der Norm DIN ISO 27956 erfüllen.
Beladen – gewusst wie!
Die Ladung zu sichern ist für manchen Fahrer eine Herausforderung, denn es erfordert Erfahrung und Geschick. Aber gerade diese Aufgabe ist relevant, denn nur mit ordnungsgemäß gesicherter Ladung kann der Transport sicher bewältigt werden. Sind die Fahrzeuge falsch beladen, wird das Fahrverhalten beeinträchtigt und die Fahrzeuge sind noch schwerer zu beherrschen. Erfolgt jedoch die Beladung nach dem geltenden Lastverteilungsplan, dann ist sichergestellt, dass das zulässige Gesamtgewicht eingehalten und die zulässigen Achslasten nicht unter- oder überschritten werden. Liegt der Lastverteilungsplan für das Fahrzeug nicht vor, sollte er über den Fahrzeughersteller bezogen oder mit der CD-ROM „Lastverteilungsplan“ der BG Verkehr erstellt werden.
Beim Beladen ist zu beachten: Verteilen Sie nach Möglichkeit die Ladung so, dass die gesamte Ladefläche ausgefüllt ist und keine Lücken entstehen. Dann ist die Fracht „formschlüssig“ verladen und kann nicht verrutschen. Dabei gehören schwere Ladegüter nach unten und leichte nach oben. Sperriges Ladegut sollte auf der Ladefläche auf Antirutschmatten entsprechend des Lastverteilungsplans platziert und mit Zurrgurten niedergezurrt werden. Diese Methode wird als „kraftschlüssige Ladungssicherung“ bezeichnet. Wird das Ladegut zusätzlich zu den Zurrgurten mit Sperrstangen gesichert, spricht man von der „kombinierten Ladungssicherung“. Welche Art der Ladungssicherung letztendlich anzuwenden ist, hängt von der Art des Fahrzeugs und den zu transportierenden Gütern ab.
Hilfsmittel
Der Markt bietet eine Vielzahl von Hilfsmitteln zur Ladungssicherung und Einbauten für Kleintransporter an. Nachfolgend wird eine Auswahl vorgestellt und gezeigt, wie Ladung beispielhaft gesichert werden kann.
Zurrgurte auswählen
Zurrgurte sind mit einem Zurrgurtetikett versehen, auf dem die Leistungsdaten, beispielsweise die normale Handkraft SHF (Standard Hand Force) und die normale Vorspannkraft STF (Standard Tension Force) angegeben sind. Unter Handkraft SHF ist die Kraft zu verstehen, die zum Betätigen der Ratsche aufzuwenden ist. Die Vorspannkraft STF wiederum ist die Kraft, die durch die Ratsche erzeugt wird und als Vorspannkraft im Gurtband wirkt. Zurrgurte gibt es als Kurzhebelratsche (Druckratsche) mit einer Vorspannkraft von ca. 200 bis 350 daN oder als Langhebelratsche (Zugratsche) mit Vorspannkräften von ca. 500 daN. Achtung! Bei Kleintransportern ist die Belastbarkeit der Zurrpunkte begrenzt. Um die Zurrpunkte nicht zu überlasten, sind die Zurrgurte entsprechend der Festigkeit der Zurrpunkte auszuwählen. Wird ein überdimensionierter Zurrgurt eingesetzt, kann der Zurrpunkt beschädigt werden.
Beachte: Die Vorspannkraft STF des Zurrgurts darf die Festigkeit des Zurrpunkts nicht überschreiten. Die Festigkeit ist am Fahrzeugaufbau gekennzeichnet.
Schutz vor scharfen Kanten
Zurrgurte dürfen nicht über scharfe Kanten gespannt oder über scharfe, aufrauende Oberflächen gezogen werden. Kantenschutzwinkel schützen das Gurtband vor mechanischer Beschädigung und bewirken beim Niederzurren eine gleichmäßigere Kraftverteilung innerhalb des Gurtsystems.
Mehr als nur schwarze Matten
Rutschhemmende Materialien, auch als Antirutschmatten bekannt, erhöhen den Gleitreibbeiwert zwischen Ladegut und Ladefläche und erleichtern dadurch die Ladungssicherung. Lieferbar sind sie als Rollenware oder als Pads in beliebiger Größe. Antirutschmatten allein bieten aber keine ausreichende Ladungssicherung. Die Ladung muss zusätzlich fixiert werden, um ein „Wandern“ auf der Ladefläche zu verhindern. Zusätzliche Sicherungsmaßnahmen wie Formschluss durch Sperrstangen oder Kraftschluss durch Niederzurren sind erforderlich.
Ladungssicherungsnetze
Zurrnetze gibt es in beliebigen Abmessungen und mit unterschiedlichen Belastbarkeiten. Auch schwere Ladungen können damit gesichert werden. Abdecknetze eignen sich nur zur Sicherung leichter Ladungen, beispielsweise Laub. Auf Fahrzeugen mit einer offenen Ladefläche können sie ein Herabwehen verhindern. Für die Sicherung von schweren Lasten sind Abdecknetze ungeeignet.
Fahrzeugeinbauten
Praktisch: Airlineschienen
Airlineschienen wurden ursprünglich für die Sicherung von Luftfracht entwickelt. Seit vielen Jahren werden sie auch in Transportern mit Kastenaufbau eingesetzt und erleichtern dem Fahrer die Ladungssicherung.
Die Schienen aus hochfestem Aluminium können sowohl an den Seiteninnenwänden, als auch an Boden und Dach montiert werden. Mit Sperrstangen oder Sperrbalken können viele Arten von Gütern schnell und problemlos formschlüssig gesichert werden. Für Airlineschienen ist ein umfangreiches Zubehörprogramm verfügbar. Zu nennen sind spezielle Zurrgurte, Zurrnetze oder auch Endbeschläge (Fittinge), die als zusätzliche Zurrpunkte oder Halter zum Einsatz kommen.
Fahrzeugeinrichtungen – geordnete Ladungssicherung
Eine absolut formschlüssige Beladung eines Fahrzeugs ist in der Praxis kaum möglich. Durch den Einbau von Regalsystemen können kleinere Ladungseinheiten gebildet und somit eine praxisgerechte, nahezu formschlüssige Ladungssicherung erreicht werden. Fachfirmen bieten Handwerkern und Servicedienstleistern speziell abgestimmte Fahrzeugeinrichtungen an. Achtung! Von Eigenbauten aus Holz oder der Montage von Haushaltsregalen ist abzusehen, denn sie halten den Belastungen einer Vollbremsung nicht stand.