Bis zum Jahr 2023 fehlen in Deutschland pro Nacht rund 40.000 Lkw-Parkplätze. Die Kravag Versicherung veröffentlichte Mitte April ihre „Bestandsaufnahme zum Parkplatzmangel“. Das Ergebnis ist bedrückend, aber nicht neu: Allein der Ausbau öffentlicher Parkplätze reicht nicht, um das Problem kurzfristig zu lösen. Zusätzliche innovative Konzepte sind gefragt.
Die abendliche Stellplatzsuche auf deutschen Autobahnen ist für Berufskraftfahrer der blanke Horror, der in einem gravierenden Problem für die Verkehrssicherheit in Deutschland gipfelt. Und die Situation wird sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen.
Entgegen der BASt-Studie aus dem Jahr 2018, die 23.300 fehlende Stellplätze ermittelte: Bis 2023 fehlen entlang der Autobahnen und Bundesstraßen in Deutschland rund 40.000 Lkw-Stellplätze.
In einem gemeinsamen White Paper analysieren die KRAVAG Versicherung, der BGL und Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen die Situation. Der Parkplatzmangel ist eine bundesweite Herausforderung. In ganz Deutschland gibt es Brennpunkte, wo schnellstmöglich Parkplatzerweiterungen auf den Weg gebracht werden müssen. Besonders betroffen sind die Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen, dicht KRAVAG: Der Lkw-Parkplatzmangel verschärft sich gefolgt von Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen.
„Als Versicherer sehen wir jeden Tag die Folgen der Parkplatz-Not: Die Berufskraftfahrerinnen und Berufskraftfahrer müssen viel zu lange nach einem Platz für die Nacht suchen, es drohen Lenkzeitverstöße, Übermüdung und Unfälle. Auf Parkplätzen abseits der Autobahnen steigt außerdem die Gefahr von Ladungsdiebstählen“, erklärt Jan Dirk Dallmer, Vorstand bei der KRAVAG.
Auch der Bundesverband Güterverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V., Co-Autor des White Papers, weist seit Jahren auf das Problem hin. „Das ist nicht nur ein isoliert zu betrachtendes Logistik- Problem. Ausgeruhte Lkw-Fahrer erhöhen die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer“, erläutert Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des BGL. Obwohl der Bund neue Park- und Rastanlagen plant, wird sich die Situation in den kommenden Jahren weiter verschärfen, da immer mehr Güter auf der Straße transportiert werden. Deshalb begrüßen KRAVAG und BGL ein geplantes Förderprogramm des Bundes, das private Initiativen zur Schaffung neuen Lkw-Parkraums unterstützt. Knapp 100 Millionen Euro nimmt das Bundesverkehrsministerium dafür in den kommenden drei Jahren in die Hand.
Die neue Richtlinie soll zusätzliche Lkw-Stellplätze im Drei-Kilometer-Radius von Autobahnanschlussstellen ermöglichen. Das Förderprogramm ist damit natürlich auch ins Interesse der VEDA gerückt, die den Vorstoß des Bundes, nun endlich auch neben der Autobahn private Investoren zu fördern, ebenfalls sehr begrüßt. Sowohl Autohof-Einzelbetreiber als auch Autohof-Ketten wären interessiert, berichtete VEDA-Geschäftsführer Alexander Quabach bereits im März.
Eine innovative Lösung gegen die Parkplatznot bietet schon jetzt die mehrfach ausgezeichnete Digitale Plattform KRAVAG Truck Parking. Dabei helfen sich Kunden der KRAVAG Versicherung gegenseitig. „Das Prinzip beruht auf Solidarität: Wer selbst Parkraum auf seinem Betriebsgelände anbietet, kann Parkraum bei anderen Speditionen nutzen“, sagt Dallmer.
Über eine App können registrierte Berufskraftfahrerinnen und Berufskraftfahrer einen Platz reservieren und dort übernachten.
Ergänzt wird das Netzwerk der Speditionen um immer mehr private Parkplätze und Autohöfe.
Elke Lichtenberg