Großraum- und Schwertransporte befördern neben Beton- und Maschinenteilen beispielsweise Arbeitsmaschinen, die hinsichtlich ihrer Abmessungen oder Gewichte nicht mehr als Transporteinheit im Rahmen der allgemein zulässigen Bedingungen transportiert werden können. Solche Transportgüter sind meist unteilbar. Das bedeutet, ihre Zerlegung ist aus technischen Gründen nicht möglich oder würde unzumutbare Kosten verursachen. Durch ihre vielfältigen Eigenschaften sind unterschiedliche Ladungssicherungsmaßnahmen erforderlich, die wiederum spezielle Transportfahrzeuge erfordern.
Die Durchführung solcher Transporte muss präzise vorbereitet werden.
Transportplanung
Bei der Planung von Großraum- und Schwertransporten sind alle Beteiligten mit einzubeziehen. Aufgrund der Besonderheiten solcher logistischer Herausforderungen ist die Transportplanung zwischen dem Absender (Hersteller oder Besitzer des Ladeguts) und dem Frachtführer abzustimmen. Zunächst muss das Ladungsgewicht bekannt sein und dem Frachtführer mitgeteilt werden. Dabei sind Hilfskonstruktionen – wie Transportgestelle und Hilfsmittel zur Ladungssicherung – einzurechnen.
Der Ladungsschwerpunkt ist vom Hersteller anzugeben und auf dem Ladegut zu kennzeichnen.
Für die Auswahl des geeigneten Transportfahrzeugs und die Beurteilung des Kippverhaltens der Ladung ist die Lage des Schwerpunkts von entscheidender Bedeutung. Zur Befestigung von Zurrmitteln muss sowohl das Fahrzeug, als auch das Ladegut über geeignete Zurrpunkte verfügen. Generell müssen die Art und Beschaffenheit des Ladeguts sowie die technischen Merkmale des Fahrzeugs zueinander passen. Eine Hilfestellung für die Planung von Großraum- und Schwertransporten bietet die Richtlinie VDI 2700 Blatt 13.
Auswahl der geeigneten Fahrzeuge
Die Anforderungen an das Transportfahrzeug hängen unter anderem von der zulässigen Nutzlast sowie der Beanspruchung der Fahrzeugachsen und der Ladefläche ab. Zudem ist der fahrzeugspezifische Lastverteilungsplan zu berücksichtigen. Weitere Faktoren, wie die Belastbarkeit von Straßen und Brückenbauwerken oder die Platzverhältnisse auf dem Transportweg müssen ebenfalls beachtet werden.
Für den Einsatz von Zurrmitteln muss das Transportfahrzeug über geeignete Zurrpunkte verfügen. Diese sollten paarweise symmetrisch zur Fahrzeuglängsachse angebracht sein und ein direktes Zurren von Zurrpunkt zu Zurrpunkt ermöglichen. Die Zurrpunkte müssen in ihrer Festigkeit so bemessen sein, dass sie die über die Zurrmittel eingeleiteten Kräfte sicher aufnehmen können.
Gemäß der Norm DIN EN 12640 kennzeichnet die Zurrkraft LC (Lashing Capacity) die maximal zulässige Kraft, für die ein Zurrpunkt während des Betriebs ausgelegt ist. Zurrpunkte sind mit dem LC-Wert zu kennzeichnen. Gebräuchlich in diesem Transportsegment sind Zurrpunkte mit einer zulässigen Zurrkraft LC von 10.000 Dekanewton (daN); dies entspricht etwa 10 Tonnen. Ausführungen mit 20.000 daN und mehr sind verfügbar. Die Nachrüstung von Zurrpunkten darf nur durch den Fahrzeughersteller oder eine Fachwerkstatt unter Beachtung der Einbauvorschriften des Zurrpunktherstellers erfolgen.
Kräfte beim Fahrbetrieb
Am Beispiel einer 30 Tonnen schweren Überseekiste mit Maschinenteilen werden die enorm hohen Kräfte bei Fahrmanövern deutlich. Bei einer Vollbremsung wirken 80 % des Ladungsgewichts in Richtung der Fahrerkabine, das sind immerhin 24 Tonnen (etwa 24.000 daN). Bei einer Kurvenfahrt und beim Anfahren schiebt immer noch die Hälfte des Ladungsgewichts zu den Seiten bzw. nach hinten.
Durch geeignete Ladungssicherungsmaßnahmen muss diesen Massenkräften entgegengewirkt werden – hierfür sind Anti-Rutsch- Matten ein wirksames Hilfs mittel. Sie erhöhen die Reibungskraft an der Kontaktfläche zwischen Ladegut und Ladeboden erheblich und vereinfachen dadurch die noch durchzuführenden Sicherungsmaßnahmen. Als Vollgummimatten in entsprechenden Materialdicken sind sie für hohe Druckbelastungen ausgelegt. Anti-Rutsch-Matten sollten über ein Prüfzertifikat gemäß der Richtlinie VDI 2700 Blatt 15 verfügen.
Achtung! Die größtmögliche Reibung wird erzielt, wenn die Ladefläche besenrein sowie frei von Eis oder ölhaltigen Rückständen ist.
Möglichkeiten der Ladungssicherung
Bei Großraum- und Schwertransporten kommen die bekannten Verfahren der Ladungssicherung zur Anwendung. Die wohl effektivste Methode Ladung zu sichern, ist der Formschluss durch Blockieren. Das Ladegut wird an Laderaumbegrenzungen oder Hilfskonstruktionen abgestützt und in Position gehalten. Ist dieses Verfahren nicht oder nur teilweise möglich, kommen meist Zurrmittel im Direktzurrverfahren (Horizontal-, Schräg und Diagonalzurren) zur Anwendung. Massive Betonteile und schwere Arbeitsgeräte werden häufig im Diagonalzurren gesichert, dazu werden sie mit gekreuzten Gurten oder Ketten an Zurrpunkten befestigt. Die Sicherungskraft beim Diagonalzurren ist abhängig von der Zurrkraft LC der Zurrmittel im geraden Zug, von der zulässigen Zurrkraft LC der Zurrpunkte sowie der Zurrwinkel, in denen die Zurrmittel gespannt sind. Sind die Voraussetzungen für das Direktzurren nicht gegeben, kommt meist das Niederzurrverfahren zum Einsatz, bei dem durch die Vorspannkräfte der Zurrmittel die Ladung auf die Ladefläche gepresst wird.
Wenn möglich, sollte das Direktzurren bevorzugt werden, denn die Zurrmittel und Zurrpunkte werden im Gegensatz zum Niederzurren nur mit einer leichten Vorspannung beaufschlagt. Die Bauteile werden erst dann höher belastet, wenn die Kräfte etwa infolge einer Vollbremsung auftreten.
Direktzurren von Baumaschinen
Zum Direktzurren werden Zurrgurte oder Zurrketten verwendet. Neben dem Leistungsmerkmal der Zurrkraft LC, unterscheiden sich Zurrmittel auch im Dehnverhalten. Damit wird die Längenänderung beschrieben, die bei Belastung bis zur zulässigen Zurrkraft LC auftritt. Beispielsweise gibt die Norm DIN EN 12195 Teil 2 vor, dass ein Zurrgurt aus Chemiefasern sich nur um maximal 7 % dehnen darf, bei Zurrketten liegt die Dehnung bei 1,1 bis 1,6 %. Für einen 3 m langen Zurrgurt mit einer Dehnung von 7 % ergibt sich somit eine Längenänderung von 210 mm, für eine Zurrkette mit 1,6 % liegt der Wert bei nur 48 mm. Verschiedene Zurrmittel weisen unter Belastung unterschiedliche Längenänderungen auf, die zu einer Bewegung der Ladung auf der Ladefläche führen.
Schwerlastzurrgurte
Schwerlastzurrgurte sind bei Berufskraftfahrern wegen ihrer einfachen Handhabung und des geringen Gewichts beliebt. Eingesetzt werden sie zum Niederzurren, als auch zum Diagonalverzurren schwerer Maschinen und Fahrzeuge. Solche Gurte verfügen meist über eine zulässige Zurrkraft LC von bis zu 10.000 daN bei einer Gurtbandbreite von 55 bzw. 75 mm. Bei speziellen Schwerlastzurrgurten wird das Gurtband aus Hochleistungsfasern mit hoher Zugfestigkeit gefertigt. Bei einer Gurtbandbreite von beispielsweise 55 mm wird damit eine Zurrkraft LC von 5.000 daN erreicht; mit doppelt gelegtem Gurtband 10.000 daN. Im Belastungsfall sorgen die Hochleistungsfasern für eine geringe Gurtdehnung von maximal 2 %.
Zurrketten
Zurrketten nach Norm DIN EN 12195 Teil 3 eignen sich für schwere Lasten, besonders für das Direktzurren auf Tiefladern. Rundstahlketten werden in den Güteklassen 8, 10 und 12 mit unterschiedlichen Leistungswerten gefertigt. Je nach Ausführung werden im Direktzurren zulässige Zurrkräfte LC von bis zu 25.000 daN erreicht.
Beim Anlegen muss die Zurrkette zunächst von Hand stramm gezogen und in das Verkürzungselement eingehakt werden. Das Einhaken ist besonders bei dickeren oder längeren Ketten aufgrund des Eigengewichts kraftaufwendig. Zum Spannen der Zurrketten werden überwiegend Spindelspanner in Form von Ratschenspannern verwendet. Eine Weiterentwicklung ist ein Spanner in Kompaktbauweise mit langem Spannweg. Anstatt zwei gleich konstruierten Gewindespindeln, die gegeneinander drehen, besitzt dieses Modell Spindeln mit unterschiedlichen Durchmessern. Die größere Spindel ist innen hohl, so dass die kleinere Spindel in den Hohlraum eindreht. Durch die kompakte Bauform eignet sich der Spanner für enge Platzverhältnisse. Der große Spannweg kann den Vorteil bieten, dass etwa beim Nachsichern während der Fahrt die Kette nicht abgenommen und verkürzt werden muss, sondern der Restspannweg für ein Nachspannen ausreicht.
Zurrketten aus textilem Gurtband
Eine Neuentwicklung ist eine Kette, deren einzelne Glieder aus einem Gurtband aus Hochleistungsfasern bestehen. Es gibt sie in verschiedenen Gurtbandbreiten und Anzahl der Gurtbandlagen. Von Vorteil ist das niedrige Eigengewicht, das für eine einfache Handhabung sorgt und auch bei größeren Längen von nur einem Anwender eingesetzt werden kann. Je nach Ausführung werden Zurrkräfte LC von 10.000 daN bzw. 16.000 daN erreicht.
Fehlende Zurrpunkte am Ladegut
In der Praxis stellen Ladegüter mit fehlenden oder ungeeigneten Zurrpunkten immer wieder ein Problem dar, weil der Zurrhaken nicht ordnungsgemäß anzubringen ist. Schließlich sollte die Klappsicherung des Zurrhakens in eingehaktem Zustand geschlossen sein und der Zurrhaken im Hakengrund belastet werden.
In diesen Fällen dienen sogenannte Kranzketten als Zurrpunktersatz. Die Kranzkette sollte dieselbe Zurrkraft LC besitzen, wie die Zurrkette. Durch das „Doppeltnehmen“ der Kranzkette ist die Zurrfestigkeit trotz möglicher scharfer Kanten dann ausreichend groß.
Autor: Dieter Bachmann
Anwendungshinweise für Zurrmittel
1. Verwendung von Zurrmitteln nur von unterwiesenen Personen.
2. Beim Zurren Handschuhe tragen: Verletzungsgefahr durch mechanisch bewegte Bauteile.
3. Zurrmittel nicht zum Heben von Lasten einsetzen.
4. Zurrpunkte und Zurrmittel nicht überlasten: Zulässige Zurrkraft LC beachten.
5. Zum Spannen keine Verlängerungen, wie Rohre oder Stangen, verwenden.
6. Beim Direktzurren Zurrmittel nur mit einer leichten Vorspannung beaufschlagen.
7. Zum Niederzurren geeigneten Kantenschutz verwenden.
8. Zurrhaken im Hakengrund und nicht auf ihrer Spitze belasten.
9. Spannelement nach Herstelleranweisung regelmäßig warten.
10. Ablegereife Zurrmittel von der weiteren Benutzung ausschließen.