Der um sieben Kilometer verlängerte Abschnitt der eHighway-Teststrecke Hessen auf der A5 zwischen Frankfurt und Darmstadt ist Ende August in Betrieb genommen worden. Damit können sogenannte Oberleitungs-Lkw (O-Lkw) in südlicher Fahrtrichtung auf insgesamt zwölf Kilometern elektrisch fahren und gleichzeitig ihre Batterien aufladen. In Richtung Norden ist der eHighway fünf Kilometer lang.
Von der Streckenerweiterung der Oberleitungsanlage versprechen sich die beteiligten Partner des Projekts ELISA (elektrifizierter, innovativer Schwerlastverkehr auf Autobahnen) neue Erkenntnisse im Hinblick auf das Ladeverhalten der Lkw auf einer längeren Strecke und die Wirtschaftlichkeit der Technologie. Derzeit sind zehn Oberleitungs-Hybrid-Lkw im Einsatz. Während der Fahrt auf der Teststrecke wird der Elektromotor der O-Lkw mit Strom aus der Oberleitung angetrieben, während gleichzeitig die Batterien aufgeladen werden. Das dynamische Laden verkürzt stationäre Stand- und Ladezeiten und ermöglicht elektrisches Fahren auch über den elektrifizierten Streckenabschnitt hinaus.
Gemeinsam mit der Siemens Mobility GmbH, der e-netz Südhessen AG und der Technischen Universität Darmstadt setzt die Autobahn GmbH das Pilotprojekt bis Mitte 2025 fort. Der Feldversuch wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. Insgesamt sieht die Projektplanung zwölf Lkw-Prototypen vor, die den eHighway im Regelbetrieb nutzen.
Nach dem Start des Pilotbetriebs des eHighway Hessen im Mai 2019 auf zunächst fünf Kilometern in beiden Fahrtrichtungen wurde die Oberleitungsanlage im Zeitraum von Mai 2022 bis April 2023 um rund sieben Kilometer in Richtung Darmstadt erweitert. Dafür wurden insgesamt 181 Stahlmasten für Fahrdrähte und Tragseile sowie zwei Unterwerke für die Stromversorgung errichtet.
Überwacht wird der Betrieb der Oberleitungsanlage rund um die Uhr von der Verkehrszentrale Deutschland in Frankfurt am Main. Von dort aus wird die Anlage beispielsweise bei Unfällen oder Pannen sofort abgeschaltet. Rettungskräfte von Polizei und Feuerwehr sind in die Betriebsabläufe eingebunden und für Einsätze geschult. Nach mehr als vier Jahren Betrieb lässt sich festhalten:
Das Sicherheitskonzept und die Betriebsprozesse haben sich in der Praxis bewährt.
Positive Zwischenbilanz
Im Rahmen des Feldversuches wurden mittlerweile mehr als 500.000 zurückgelegte Kilometer von O-Lkw ausgewertet. Die Auswertung unterstreicht den hohen Reifegrad der Technologie: Die eHighway-Technologie ist praxiserprobt und flexibel erweiterbar. Sie ist ein möglicher Lösungsansatz, um dem Ziel eines klimaneutralen Straßengüterverkehrs näherzukommen. Die dynamische Batterieladung während der Fahrt an der Oberleitung ermöglicht grundsätzlich eine rein elektrische Fahrt bis zum Ziel und kann Batteriekapazitäten, Stand- und Ladezeiten der Lkw sowie den Bedarf an Platz und festen Ladeinfrastrukturen reduzieren.
Im Pilotbetrieb vor Beginn der Teststreckenerweiterung konnte eine Verfügbarkeit von bis zu 98 Prozent erreicht werden. Negative Rückwirkungen auf das übergeordnete Stromnetz konnten nicht beobachtet werden. Das dynamische Laden während der Fahrt ermöglicht eine gleichmäßige Verteilung der Ladezeiten und die Vermeidung von Lastspitzen.
Die beteiligten Transportunternehmen konnten die Oberleitungs-Lkw erfolgreich in ihre Logistik integrieren und stehen der Technologie positiv gegenüber. Die Erkenntnisse aus dem laufenden Testbetrieb im Projekt ELISA zeigen, dass die Oberleitungsanlage robust und zuverlässig funktioniert und ohne einen wesentlichen Eingriff in den fließenden Verkehr und die Fahrbahnoberfläche in kurzer Zeit integrierbar ist. Die Inbetriebnahme der erweiterten Teststrecke ist gleichzeitig der Startschuss für eine neue Phase des Feldversuches, in der nun auch die Daten neuer Fahrzeuge und Fahrzeugtypen sowie der erweiterten Teststrecke berücksichtigt werden.