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Scania: Großglockner-Testfahrt mit E-Lkw

Auf der IAA TRANSPORTATION ist das Thema Elektromobilität eines der Hauptthemen. Alle Hersteller arbeiten mit Hochdruck daran und bieten bereits serienreife Lösungen an. Es wird mit beeindruckenden Aktionen, wie etwa Test-Touren quer durch Europa, bestätigt, dass die E-Lkw bereit für den Praxiseinsatz sind. Scania hat jetzt am Großglockner demonstriert, dass die schwedischen E-Lkw auch unter schwierigsten Bedingungen eingesetzt werden können.

Das war eine Testfahrt der besonderen Art. Ein seriennaher, auf 26 Tonnen Gesamtgewicht ausgelasteter, vollelektrisch angetriebener Scania-Dreiachser mit der Typenbezeichnung 40 R stand bereit, um auf der Großglockner-Hochalpenstraße zu zeigen, was in ihm steckt. Die Strecke ist teilweise extrem steil und enge Serpentinen sorgen immer wieder dafür, dass aus niedrigen Geschwindigkeiten heraus beschleunigt werden muss.

Extrem leise

Wer von einem Diesel-Lkw auf einen E-Lkw umsteigt, wird zunächst von der Lautlosigkeit überrascht sein. Der Scania setzt sich aus dem Stand fast geräuschlos in Bewegung. Während der Fahrt nimmt der Fahrer nur ein unterschwelliges Rauschen der Reifen wahr. Das ist auf Dauer nicht nur ausgesprochen komfortabel, sondern es unterstreicht auch die Mühelosigkeit, mit der der 400 kW-starke Elektromotor
den Dreiachser antreibt. Dazu muss man natürlich berücksichtigen, dass die umgerechneten 544 PS für einen Solo-Dreiachser mit 26 Tonnen eine mehr als üppige Motorisierung sind. So ist es zwar erklärbar, dass der Scania die Großglockner-Hochalpenstraße äußerst souverän unter die Räder nimmt, doch in der Realität ist es trotzdem kaum zu glauben, wie locker der E-Scania die teilweise heftigen Steigungen
bewältigt. Ihm kommt dabei speziell beim Beschleunigen aus engen Kehren zugute, dass sein Drehmoment von 2.800 Nm praktisch aus dem Stand heraus zur Verfügung steht. Die optimale Abstimmung der 6 Gänge und die unmerklichen Gangwechsel wirken sich sehr positiv aus. Durch den Wegfall der Anfahrkupplung ist der Antriebstrang des Scania besonders verschleißarm. Ein weitere Pluspunkt ist die hohe Energierückgewinnung während des Bremsens.

Teststrecke mit 1.700 Höhenmeter

Die etwa 50 Kilometer lange Teststrecke führte von Zell am See über das Fuscher Törl zur Mautstelle Ferleiten und auf der gleichen Strecke wieder zurück nach Zell am See. Auf der Strecke sind rund 1.700 Höhenmeter zu bewältigen. Da auf der Strecke zurück auf den Gefälleetappen eine sehr effektive Rekuperation wieder Energie in die Batterien bringt, ist die Gesamtreichweite auf diesen knapp 50 sehr anspruchsvollen Kilometern nur um etwa 15 Prozent gesunken. Die Gesamtbatterie-Kapazität beträgt beim 40 R immerhin 624 kWh. Im 40 Tonnen-Einsatz sollen damit ca. 350 Kilometer Reichweite möglich
sein. Von 0 auf 100 Prozent Ladestatus sollen bei maximaler Ladeleistung nur 85 Minuten vergehen.
Die Batterielebensdauer gibt Scania mit 12 Jahren an. Sie soll dann noch 80 Prozent ihrer Kapazität haben.

Mit dem Härtetest am Großglockner wollte Scania beweisen, dass E-Lkw auch auf anspruchsvollen
Strecken eingesetzt werden können.

Ganzheitliches Mobilitätskonzept

Zum ganzheitlichen Mobilitätskonzept von Scania gehören jedoch nicht nur die Fahrzeuge, sondern es sind auch entsprechende Ladelösungen erforderlich. Dazu hat Scania mit Erinion eine Tochtergesellschaft gegründet. Ziel ist es, den effizienten Betrieb der Fahrzeuge und die bestmöglichen Ladelösungen zu gewährleisten. Somit bietet Scania von der Bedarfsanalyse über die Planung von Ladeinfrastruktur und -Management bis hin zur Reparatur und Wartung eine komplette Lösung. Erinion bietet dabei seine Ladeinfrastruktur und seine Dienstleistungen auch markenunabhängig an.

Da Scania davon ausgeht, dass bis 2030 voraussichtlich 230.000 E-Lkw auf Europas Straßen unterwegs sein werden, sollen bis dahin mindestens 40.000 Erinion-Ladestationen an Kundenstandorten installiert werden.

Auch wenn diese Pläne sehr ambitioniert sind, wird die Ablösung fossiler Kraftstoffe nicht so schnell erfolgen. Deshalb bietet Scania einen Mix aus verschiedenen Technologien an.

Darunter sind beispielsweise Antriebe mit komprimiertem oder verflüssigtem Biogas, Bioethanol,
hydriertem Pflanzenöl oder Bio-Diesel. So können individuelle Lösungen umgesetzt werden.

Von der Maut befreit

Für E-Lkw spricht aus heutiger, wirtschaftlicher Sicht, dass sie bis Ende 2025 von der Maut befreit
sind und danach wegen der Koppelung an den CO2-Ausstoß niedrigere Mautgebühren fällig werden.

Voraussetzung für eine schnelle Verbreitung von E-Lkw ist jedoch der Aufbau einer flächendeckenden
Infrastruktur. Am Beispiel Scania mit dem Tochterunternehmen Erinion wird deutlich, dass die Hersteller sich auch daran beteiligen. Es geht also längst nicht mehr nur um Lkw, sondern um Transportlösungen.

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