Die Initiative „Fahren für Deutschland“ wurde 2022 von der MAN Truck & Bus Deutschland GmbH gegründet. Sie zielt darauf ab, gemeinsam mit Partnern das Ansehen der Transportbranche in der breiten Öffentlichkeit zu verbessern, die systemrelevanten Funktionen und die Leistungen der Beschäftigten herauszustellen und so dem stetig zunehmenden Mangel an Berufskraftfahrern entgegenzuwirken.
Auf Einladung der Initiative „Fahren für Deutschland“ trafen sich Ende November 2023 in München Key Player der Transport- und Logistikbranche und engagierte Trucker zu einem Gipfeltreffen. Erklärtes Ziel: Gemeinsam an Lösungen für drängende Problemstellungen der Transportbranche zu arbeiten, konkrete Maßnahmen abzuleiten und die Aktivitäten der einzelnen Akteure miteinander zu harmonisieren. In einem gemeinsamen Kommuniqué verabschiedeten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen die in vier Themen-Workshops ausgearbeiteten Maßnahmen.
Arbeitsalltag erleichtern und Image verbessern
Mehr Koordination und Kooperation – das sehen die teilnehmenden Verbände, Institutionen, Initiativen und Unternehmen als wichtigen Stellhebel an, um den Arbeitsalltag der Berufskraftfahrer zu erleichtern und das Image in der Gesellschaft zu verbessern. Am Gipfeltreffen beteiligten sich neben dem Gastgeber „Fahren für Deutschland“ rund 30 Organisationen und Unternehmen, darunter die Arbeitsgemeinschaft Logistik-Initiativen Deutschlands, der Bund Deutscher Berufs-Kraftfahrer (BDBK) e.V., der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V., die Initiativen Blut transportiert e.V., DocStop für Europäer e.V., Die Wirtschaftsmacher und PROFI – Pro Fahrer-Image e.V. sowie die SVG Bundes-Zentralgenossenschaft Straßenverkehr eG.
Hintergrund des Branchentreffens: Die teilweise prekären Arbeitsbedingungen der Berufskraftfahrer in Deutschland, die nur durch gemeinschaftliche Anstrengungen aus Politik und Wirtschaft verbessert werden können. So fehlen derzeit nach Schätzungen bereits 70.000 bis 100.000 Lkw-Fahrer und -Fahrerinnen.
Laut aktueller Verkehrsprognose wird er bis 2051 um 54 % zunehmen. Davon, dass die zumeist mittelständischen Transport- und Logistikdienstleister Nachwuchs finden, die Arbeitsbedingungen verbessert werden und der Berufsstand insgesamt ein besseres Image bekommt, hängt die Sicherstellung der Versorgung von Wirtschaft und Gesellschaft mit Gütern und somit der Wohlstand der deutschen Gesellschaft ab.
Genau hier setzte das Gipfeltreffen der von MAN ins Leben gerufenen Initiative „Fahren für Deutschland“ an. Es diente dazu, Kräfte zu bündeln, Stimmen und Einschätzungen aus unterschiedlichen Bereichen der Branche – einschließlich der Berufskraftfahrer selbst – zu hören und damit den Berufsstand zu unterstützen.
Christoph Huber, Vorsitzender der Geschäftsführung der MAN Truck & Bus Deutschland GmbH, erläuterte die Motivation für das Gipfeltreffen als Gastgeber daher so:
„Zum einen liegen uns und mir persönlich die Fahrerinnen und Fahrer und ihre Situation sehr am Herzen. Zum anderen stehen die Transportdienstleister und Speditionen vor großen Herausforderungen. Deshalb müssen wir Aufmerksamkeit für die Verbesserung der Rahmenbedingungen schaffen und dafür aktiv werben.“
Große Herausforderungen
Prof. Dr. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V., kommentierte:
„Das von der Initiative ‚Fahren für Deutschland‘ organisierte Gipfeltreffen hat einmal mehr deutlich gemacht, dass die Transport- und Logistikbranche mit großen Herausforderungen konfrontiert ist, die nur dann gemeistert werden können, wenn wir alle an einem Strang ziehen. In einem nächsten Schritt sollten wir uns nun daran machen, die in den Arbeitsgruppen erarbeiteten Handlungsempfehlungen umzusetzen.“
In vier Arbeitsgruppen erarbeiteten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Lösungsansätze, mit denen:
- Verbesserungen im Arbeitsalltag der Berufskraftfahrer erzielt,
- eine höhere Zahl an qualifiziertem Nachwuchs gewonnen,
- Aspekte der Nachhaltigkeit und Gesundheit in der Praxis umgesetzt und
- das Image der Transportbranche aufgewertet und adäquat über Funktionen und Leistungen sowie Job-Perspektiven im Bereich der Wirtschaftsverkehre informiert werden kann.
Dabei wurden konkrete Handlungsempfehlungen und Maßnahmen erarbeitet und im Dialog mit Vertretern und Vertreterinnen aus Politik und Verwaltung diskutiert.
Parkplätze schaffen
Um den Alltag der Berufskraftfahrer, der u. a. von der permanenten Suche nach einem Stellplatz geprägt ist, zu verbessern, regten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Gipfeltreffens zum Beispiel an, die bestehende Infrastruktur zu nutzen und Synergien zu schaffen. Parkplätze und freien Flächen sollen demnach für den Lkw-Verkehr nutzbar gemacht werden.
Eine Handlungsempfehlung, die exemplarisch aus der Arbeitsgruppe rund um das Recruiting qualifizierter Nachwuchskräfte stammt, ist die Aktualisierung der Ausbildungsordnung etwa durch die Einführung des begleiteten Fahrens im Lkw für Auszubildende unter 18 Jahren. Durch den Führerschein mit 17 würden junge Menschen nach dem Schulabschluss nicht bis zum Erreichen der Volljährigkeit warten müssen, um eine Ausbildung als Berufskraftfahrer beginnen zu können.
Gemeinschaftsgedanken stärken
Auch über Unterstützung im Bereich der Gesundheit, Ernährung, Hygiene und der Work-Life- Balance wurde diskutiert. Dabei sprachen sich die Teilnehmer beispielsweise für physische sowie virtuelle Begegnungsräume für die Berufskraftfahrer aus. Diese sollen dazu beitragen, den Gemeinschaftsgedanken unter den Fahrern und Fahrerinnen zu stärken.
Nicht zuletzt sollte etwa eine bessere Vernetzung der einzelnen Verbände, Institutionen, Initiativen und Unternehmen stattfinden. Dies wäre förderlich, um die Aktionen zur Stärkung des Ansehens der Fahrer in der Öffentlichkeit zu bündeln.
Paul Schafstädt, Gründer von THZ – Trucker halten zusammen, ergänzte:
„Ein sehr erfolgreiches, offenes Treffen, bei dem einem die Chance geboten wurde, verschiedene Menschen aus der Branche kennenzulernen, um gemeinsam an den bestehenden Herausforderungen zu arbeiten. Ich erhoffe mir für die Zukunft, dass die Probleme nicht nur besprochen, sondern auch angepackt werden.“
Christoph Huber zeigte sich mit dem Ergebnis des Gipfeltreffens sehr zufrieden:
„Wir haben mit dem Schulterschluss so vieler Akteure einen wichtigen Schritt nach vorn geschafft. Jetzt gilt es, die einzelnen Themenfelder und Aktivitäten anzugehen und zum Wohle der Fahrerinnen und Fahrer umzusetzen.“