Der Großserien eTruck von MAN wurde erstmals auf der IAA TRANSPORTATION vor großem Publikum vorgestellt.
Der MAN eTruck macht bedeutende Schritte in Richtung Zukunft: Mit dem Elektro-Lkw soll der Transport nachhaltig und CO2-frei werden, egal ob grüner Stahl für die Industrie oder Biomilch für den Supermarkt transportiert wird. Er ist vorbereitet für den kommenden Megawatt-Ladestandard und damit tauglich für den schweren Fernverkehr, deckt aber auch alle von Diesel Lkw heute erbrachten Regional- und Verteilertransportleistungen ab.
Verglichen mit einem Diesel-Lkw im Fernverkehr mit einem Durchschnittsverbrauch von 27 Litern, kann ein einziger Elektro-Lkw auf 120.000 Kilometern jährlich bis zu 100 Tonnen CO2 einsparen. Und auch die Transportunternehmen profitieren, denn der Elektro-Lkw nutzt die eingesetzte Energie deutlich effizienter und spart so im Vergleich bis zu 7.000 Euro jährlich.
„Unser neuer eTruck wird ab 2024 den Fernverkehr elektrifizieren. MAN fährt dann in allen Produktbereichen elektrisch und CO2 frei – vom Van über den Stadtbus und Verteiler-Lkw bis hin zum schweren Fernverkehrs-Lkw. Auf der IAA haben wir das Orderbuch für die erste Charge des neuen eTrucks geöffnet und es gibt viele Interessenten! Unser Truck kommt genau zur richtigen Zeit. Ab Mitte des Jahrzehnts wird es wirtschaftlicher sein, batterieelektrisch zu fahren als den konventionellen Diesel. Bis 2030 soll die Hälfte unserer in der EU verkauften Fahrzeuge einen emissionsfreien Antrieb haben. Dafür muss aber die Ladeinfrastruktur da sein, in Deutschland und in Europa. Heute hat die deutsche Bundesregierung den Masterplan Ladeinfrastruktur II beschlossen – zum ersten Mal ist auch der Aufbau der Ladeinfrastruktur für batterie-elektrischen Lkw enthalten. Das ist ein wichtiger, erster Schritt, doch müssen die Ziele für Ladestationen und den erforderlichen Flächen- und Energiebedarf konkreter werden“, so Alexander Vlaskamp, Vorstandsvorsitzender von MAN Truck & Bus.
MAN eTruck: Hohe Reichweite, beste Effizienz, großes Anwendungsportfolio
Der neue MAN eTruck, der 2024 zu den ersten Kunden rollt, ist bereits für künftiges Megawatt-Laden vorbereitet. Das macht ihn dank hoher Ladeleistungen bei kurzen Ladezeiten tauglich für den schweren Fernverkehr mit Tagesreichweiten zwischen 600 und 800 Kilometern, perspektivisch sogar bis zu 1.000 Kilometern. Zusammen mit niedrigen Betriebskosten und einer Energienutzung von Tank zu Rad, die rund zweimal so effizient ist wie im Vergleich zu heutigen Verbrenner-Lkw aber auch zu Brennstoffzellen Lkw, bieten die batterieelektrischen Fahrzeuge die geeignetste Technologie für künftige CO2-freie Nutzfahrzeugflotten.
Bei der Anwendungsvielfalt und möglichen Aufbaukonzepten steht der künftige MAN eTruck dem heutigen Diesel-Lkw in Nichts nach, ist auf der Strecke aber CO2-frei unterwegs: Ob als klassischer Sattelzug im Ferntransport von gekühlten Lebensmitteln, als wendiges 3 Achs-Chassis in der geräuscharmen und abgasfreien Abfallentsorgung in der Stadt oder im vollelektrischen Transport von Materialien zur Baustelle mit Chassis und Anhänger.
eTruck-Fertigung: Flexible Mischproduktion und Batterieherstellung
MAN hat bereits 20 Prototypen des künftigen E-Löwen in seinem innovativen eMobility Center im Münchner Hauptwerk aufgelegt. Die geplante zukunftsweisende Mischserienfertigung mit konventionellen Trucks wird damit bereits unter realen Bedingungen erprobt.
Zum Hintergrund: MAN hat für den Hochlauf der Elektromobilität im schweren Nutzfahrzeug-Segment vorausschauend seine Produktion flexibilisiert, sodass auf einem Band – trotz unterschiedlicher Komponenten, je nach Bedarf der Kunden, Diesel- oder Elektro-Lkw gefertigt werden können.
Auch die Belegschaft ist vorbereitet und zu großen Teilen bereits für die neue Elektrotechnologie geschult. Bis Ende 2023 werden alle relevanten Fachkräfte der Lkw-Produktion für die Serienproduktion von E-Lkw qualifiziert sein.
Investiert wird – neben einer Förderung durch den Freistaat Bayern – auch in das Nürnberger MAN Werk. Hier sollen ab 2025 jährlich rund 100.000 Batteriepacks in hauseigener Großserienfertigung hergestellt werden.
Im neuen MAN eTruck kommt bereits die dritte Generation der MAN Aktionsbatterien zum Einsatz. Ausgiebige erste Erfahrungen sammelte MAN mit der ersten Generation in der Kleinserie des MAN eTGM, der sich seit 2019 in zahlreichen europäischen Ländern im Praxisalltag bei Transportunternehmern mittlerweile über 1,5 Millionen Kilometer bewährt hat.
Mit der zweiten Generation der Batterien im Stadtbus MAN Lion’s City E konnte zudem ein Reichweitenrekord im Praxiseinsatz über 550 Kilometer mit einer Batterieladung aufgestellt werden. Neben der Reichweite stehen bei der Batterieentwicklung von MAN Crashsicherheit, Haltbarkeit sowie Vibrations- und Temperaturwiderstandsfähigkeit im Vordergrund.
MAN Transport Solutions: Ganzheitliche E-Lkw Beratung
Während die Entwickler von MAN Truck & Bus intensive Arbeit leisten, um den Elektroantrieb im Lkw für alle Anwendungs- und Einsatzbereiche im Straßengüterverkehr fit zu machen, bereitet das Team von MAN Transport Solutions auch die Transportunternehmen auf diese neue Ära vor. Denn auch auf Seite der Anwender bedarf es einer Transformation auf dem Weg zum eTruck. Dabei begleitet sie das 360 Grad eMobility Consulting. Dieses umfasst neben der Beratung zum geeigneten Fahrzeug auch die Betrachtung kundenspezifischer Einsatzbedingungen wie Betriebsphasen einschließlich Kostenoptimierung, Routenanalyse, Flottenoptimierung.
Durch die Kooperation mit den Partnern ABB, Heliox und SBRS-Schaltbau bietet MAN Transport Solutions schon jetzt zusätzlich zur ganzheitlichen Beratung auch die passende Ladeinfrastruktur an.
Zusätzlich unterstützen digitale Tools wie der neue MAN eReadyCheck. Mit diesem können Kunden seit der IAA überprüfen, wie sich ihre Lieferrouten rein elektrisch fahren lassen.
Ein weiteres Angebot ist der MAN eManager, mit dem Fuhrparkmanager die wichtigen Ladeinformationen aller Trucks der Flotte stets im Blick haben.
Ladeinfrastruktur: Zentrale Voraussetzung für Elektro-Lkw
Als Teil der Produktentwicklung engagiert sich MAN in zentralen Förderprojekten zur Ladetechnologie für schwere Elektro-Lkw. Eines davon ist „HoLa“ (Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr), das die Auslegung, Installation und den Betrieb von Lkw-Hochleistungsladestationen anhand von vier Pilot-Standorten entlang der Bundesautobahn A2 untersucht.
Stärkeren Fokus auf die Ladetechnologieentwicklung legt das Projekt „NEFTON“ (Nutzfahrzeugelektrifizierung zur Transportsektoroptimierten Netzanbindung). MAN Truck & Bus analysiert dabei gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie das System aus vollelektrischem Lkw, Ladesäule und Netzanbindung sowie deren Auslegung für verschiedene Use Cases im Fernverkehr. Zentrales Ziel von NEFTON ist die Demonstration des Megawatt Charging Systems (MCS) von MAN mit einer Ladeleistung von über 2 Megawatt. Damit soll der neu spezifizierte MCS-Ladestandard früh erprobt werden. Auch das bidirektionale Laden im Megawattbereich, durch das der Lkw zusätzlich als Energiespeicher für das Stromnetz fungieren kann, wird im Projekt untersucht.
500 Millionen Euro für mindestens 1.700 Hochleistungs-Ladepunkte
Über die Ladetechnologie und ihre Anwendung hinaus engagiert sich MAN zudem für den Ausbau der Ladeinfrastruktur: Die TRATON Group hat mit weiteren Industriepartnern ein Joint Venture gegründet, um gemeinsam mindestens 1.700 Hochleistungs-Ladepunkte an oder in der Nähe von Autobahnen sowie von Logistik-Hubs in ganz Europa zu errichten. Die Partner investieren dafür insgesamt 500 Millionen Euro.
Für die künftige Vollelektrifizierung des europäischen Fernverkehrs bedarf es darüber hinaus allerdings einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung. Schätzungen des Branchenverbands ACEA zufolge werden 42.000 Ladestationen benötigt. Daher begrüßt MAN den Masterplan „Laden“ der deutschen Bundesregierung, der in Kürze verabschiedet werden soll.
Die Verkehrswende zu CO2-freien Transportlösungen im Nutzfahrzeugbereich wird nur gemeinsam gelingen. Bei angenommenen 350.000 Elektro-Lkw auf europäischen Straßen bis 2030, würde eine Ladeleistung von 37 Terawattstunden pro Jahr auf Basis erneuerbarer Energien benötigt. Dies entspricht der mittleren Jahresstromerzeugung von rund 6.000 Windkraftanlagen.